Bio-Käse-Pionier in Sachsen: Bauernhof Steinert

Wenn Bernhard Steinert auf die Anfänge seines Bio-Bauernhofes zurückblickt, ist er selbst ein wenig erstaunt. „Wir waren fast noch Kinder, eigentlich viel zu jung“, sagt der erfahrene Öko-Landwirt heute. Wir – das waren er und seine Frau Eva, die sich bei der Ausbildung in der Landwirtschaft kennen gelernt hatten. Was beide verband: Der Traum, einmal einen eigenen Öko-Bauernhof zu haben. Der Weg dahin war jedoch alles andere als leicht, wie sich Bernhard erinnert: „Wir waren Mitte 20 und hatten riesige Träume, aber kein Geld. Und Kredite wollten sie uns nicht geben. Die haben gesagt: 'Was wollen denn die jungen Leute hier mit dem Öko-Betrieb? Das wird doch nichts!'“ Doch Steinerts blieben hartnäckig – und setzten sich durch. Mit ihrem Kredit kauften sie einen alten, verfallenen Hof in Hohnstein und der Anfang war gemacht.
Bio-Käse macht den Anfang: Öko-Pionierarbeit nach der Wende
» Stärkt die bäuerliche Landwirtschaft und denkt dran: Es ist ein Kreislauf, zu dem die großen Grasfresser unbedingt dazu gehören. «

Die perfekte Marktlücke war gefunden – und man begann mit der Herstellung von Quark, Joghurt und Käse in Demeter-Qualität. Doch der Verkauf gestaltete sich schwierig. Denn es gab keinen Markt für Bio-Milch: Öko-Molkereien waren ebenso rar wie Bioläden. So führte der Weg der Steinerts nach Dresden, zur jungen Verbrauchergemeinschaft. „Damals war die VG bloß eine Wohnung. Aber es war eine tolle Zeit und die VG wurde unser erster Kunde“, erinnert sich Bernhard. Seitdem ist man gemeinsam gewachsen: In Hohnstein folgte auf eine erste kleine Käserei eine zweite, es entstanden ein Lagerraum, ein Hofladen, ein neuer Kuhstall. In Dresden gewann die VG weitere Mitglieder und eröffnete zusätzliche Biomärkte. Trotz aller Veränderung: Das Gefühl, zusammen für eine nachhaltigere und artgerechtere Landwirtschaft zu kämpfen ist bis heute geblieben, wie der Bio-Landwirt sagt: „Hier in der VG ist man nicht einfach nur Geschäftspartner, sondern Teil der Gemeinschaft.“
Warum gab es nach dem Ende der DDR so wenige Öko-Betriebe in Sachsen?
Zur Zeit der politischen Wende 1989/90 gab es in Sachsen de facto keine Bio-Bauernhöfe. Denn der ökologische Landbau war in der DDR offiziell verboten. Stattdessen setzte das System auf eine industriell ausgerichtete Landwirtschaft. Zunehmend spezialisierte Landwirtschaftliche Produktionsgenossen-schaften (LPGs) mit meist riesigen Flächen und Ställen prägten das Bild. Öko-Landbau fand lediglich in Gärtnereien, Imkereien und im Selbstversorgungs-Anbau statt. Das änderte sich Ende der 80er Jahre: Schon im Mai 1989 gründete sich in Dresden der Gäa e. V. – der erste Bioanbau-Verband der DDR unter dem Namen „Arbeitsgemeinschaft für ökologischen Landbau in der DDR – im Arbeitskreis der Dresdner Kirchenbezirke.“ Nach der Wende wuchs die Zahl von biologischen Betrieben in unserer Region schnell an: Neben dem Obstbaubetrieb Peter Kaiser, dem Pfarrgut Taubenheim und dem Hofgut Pulsitz gründeten sich in den Folgejahren viele Bio-Betriebe, darunter auch der Bauernhof Steinert. Viele Öko-Höfe wuchsen seitdem gemeinsam mit der Verbrauchergemeinschaft in Dresden. Heute zählen sie zu unseren ältesten Regionalpartnern.

Öko-Milchwirtschaft nach Demeter-Standards: Bio mit Haltung
- Naturnahe Haltung mit möglichst viel Weidegang: Von März/April bis November bleiben die Kühe Tag und Nacht auf der Weide und suchen sich dort ihr Futter selbst.
- Keine Enthornung: Die Kuh-Hörner bleiben dran.
- Futter vom eigenen Acker: Im Winter erhalten die Kühe Heu von den Hohnsteiner Hofflächen.
- Kreislaufwirtschaft – ohne Mist: Die Hinterlassenschaften der Tiere werden auf der eigenen Hoffläche verwertet. Gülle fällt dabei nicht an.
- Fütterung von Hand: Die Hof-Mitarbeiter verteilen das Heu natürlich selbst.
- Respekt vor dem Alter: Die Hohnsteiner Kühe werden durchschnittlich doppelt so alt wie Kühe im Durchschnitt aller Milchviehbetriebe. Auch Tiere, die nicht mehr trächtig werden, bleiben oft in der Herde, z.B. als Ammenkühe.

Mit Liebe und Sorgfalt: Regionale Bio-Milchprodukte aus Hohnstein

Vom Abschöpfen und Abtropfen der dickgelegten Milch über das regelmäßige Abbürsten der Käselaibe mit Salzwasser bis hin zum Abfüllen von Quark, Joghurt und Frischkäse in Mehrweg-Gläser: Jedes Bio-Milchprodukt vom Hohsteiner Hof wird mit viel Sorgfalt behandelt und reift dabei wenige Stunden bis zu einem Jahr. Erst dann dürfen sich die frischen Milchprodukte auf den kurzen Weg in unsere Dresdner Biomärkte machen.

Zukunft für die regionale Bio-Milchwirtschaft: Generationenwechsel gewünscht
So produzieren Steinerts seit über 30 Jahren. Und auch in Zukunft soll das so bleiben. Deshalb stellt sich nun die Frage nach einem Generationenwechsel: „Wir haben noch ein paar Jahre zu arbeiten und ich arbeite gerne. Aber unser Bauernhof ist wie ein großes Schiff. Da muss man rechtzeitig nach einem neuen Kapitän suchen“, sagt Bernhard nachdenklich. Doch noch haben er und Eva viele Pläne: Ob mehr Hühner oder wieder Schweine – es gibt immer Ideen, wie man den Betrieb weiter verbessern könnte, wie er sagt: „Wir wollen auch weiterhin, dass unser Betrieb hier eine runde Sache ist. Und das ist uns sehr viel wert.“
Hier gibt’s die Bio-Milchprodukte vom Bauernhof Steinert
In unseren Biomärkten erhaltet ihr folgende Produkte aus Hohnstein:
- Bio-Quark, mind. 40 % Fett i.Tr.
- Bio-Joghurt, mind. 3,8% Fett i. Tr.
- Bio-Frischkäse, 45 % Fett i. Tr.
- Bio-Schnittkäse „Cunnersdorfer“ (2-3 Monate Reifezeit)
- Bio-Schnittkäse „Polenztaler“ (1 Jahr Reifezeit)