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Wir feiern 20 Jahre Genossenschaft

Vor ca. 20 Jahren wurde die Verbrauchergemeinschaft Dresden aus dem damaligen Verein heraus als Genossenschaft gegründet. Einer, der diesen Weg von Anfang an mitgeprägt hat, ist Ralf Werner: Als eines der ersten 70 Vereinsmitglieder war er bereits im Verein, vor der Genossenschaftsgründung aktiv, später wurde er Vorstandsmitglied und ist seit 20 Jahren Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Ralf Werner lehnt vor dem Eingang eines Hauses und lacht in die Kamera

Ralf, du bist seit den frühen 90er Jahren dabei. Wie hat alles angefangen?
Ich bin 1992 zur VG gestoßen, damals war ich Mitglied Nummer 60 oder 70. Die Mitglieder haben damals noch aktiv im Laden mitgearbeitet – das war ganz normal. 1995 wurde ich in den Vereinsvorstand gewählt, und seitdem bin ich durchgehend in leitender Funktion dabei geblieben. Mit der Gründung der Genossenschaft im Jahr 2005 bin ich in den Aufsichtsrat gewechselt, dessen Vorsitz ich bis heute innehabe.

Warum wurde die VG vor 20 Jahren überhaupt zur Genossenschaft?
Wir sind als Verein gestartet, aber ein Verein ist auf Dauer nicht für einen überwiegenden Geschäftsbetrieb geeignet. Irgendwann waren wir zu groß – das fiel auch den Behörden auf. Um unsere Geschäftsfähigkeit nicht zu gefährden, mussten wir eine neue Rechtsform finden. Die Genossenschaft lag auf der Hand: Sie passt zu unseren Werten, ermöglicht gemeinschaftliches Eigentum und wirtschaftliches Handeln.

War die Abspaltung vom Verein ein einfacher Schritt?
Nein, ganz und gar nicht. Es war keine reine Umwandlung, sondern eine Abspaltung des Geschäftsbetriebs vom Verein – juristisch und organisatorisch eine echte Herausforderung und bis dahin ohne Beispiel in Deutschland. Ob die Aufsichtsbehörden mitziehen würden, war anfangs ungewiss. Unterstützung erhielten wir vom Mitteldeutschen Genossenschaftsverband, vertreten durch Rechtsanwalt Herrn Scheibner, für den diese Abspaltung ebenfalls Neuland war. Der entscheidende Moment war die Gründungsversammlung 2005 im Kabarett „Breschke & Schuch“ – eine besondere, fast feierliche Atmosphäre mit vielen Mitgliedern. Damit haben wir gewissermaßen Rechtsgeschichte geschrieben.

Ist die Genossenschaft auch heute noch die richtige Form für die VG?
Auf jeden Fall – vor allem im Sinne unserer Gründungsidee: Menschen mit gemeinsamen Zielen kommen zusammen, wollen etwas bewegen und gestalten aktiv mit. Sie bestimmen nicht nur strategisch mit, sondern sind auch Miteigentümer – und profitieren von dem, was wir gemeinsam aufbauen.
Die Genossenschaft unterscheidet sich vom Verein vor allem in formaler Hinsicht, etwa durch die Generalversammlung. Aber im Kern bleibt das Entscheidende gleich: Die Mitglieder tragen die VG, haben Mitspracherecht und können auf Transparenz vertrauen. Für mich ist die Genossenschaft nach wie vor die ideale Rechtsform – ich wüsste keine bessere.

Was macht dich besonders stolz, wenn du an die Entwicklung der VG denkst?
Dass aus einem kleinen Raum im Umweltzentrum mit nicht mehr als 20 Quadratmetern Verkaufsfläche eine Genossenschaft mit rund 10.000 aktiven Mitgliedern geworden ist. Die Professionalisierung in den letzten Jahren, ohne unsere Ideale zu verlieren – das finde ich beeindruckend. Und dass wir gemeinsam große Vorhaben gestemmt und Krisen wie die Flut 2002, Corona oder die Turbulenzen im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieg überstanden haben, zeigen die Stärke unseres Modells.

Wenn du in die Zukunft blickst – wo siehst du die VG und welche Wünsche hast du dafür?
Das ist schwer zu sagen. Angesichts der aktuellen globalen Entwicklungen wünsche ich mir vor allem, dass wir uns weiterhin gut am Markt behaupten können. Mein Wunsch wäre, dass sich die VG noch weiterentwickelt, das Stadtbild prägt und als feste Größe für regionale, nachhaltige Versorgung noch bekannter wird. Es wäre schön, wenn noch mehr Menschen ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie viel Passion in regionalen Produkten steckt – und dass ihr Einkauf tatsächlich dazu beiträgt, lokale Erzeugerstrukturen zu erhalten und zu stärken. Die VG spielt dabei eine wichtige Rolle als Bindeglied zwischen Produzent:innen und Verbraucher:innen – und genau das sollten wir bewahren.
Vor allem hoffe ich, dass uns unsere Mitglieder auch in Zukunft so treu begleiten, wie sie es in den letzten 20 Jahren getan haben – denn ohne sie gäbe es all das nicht.


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