Aus Südamerika zur Ausbildung im Dresdner Bio-Einzelhandel
Manche haben ihn schon im Biomarkt in Strehlen gesehen – unseren Azubi Ricardo, der meist mit einem freundlichen Lächeln unterwegs ist. Er lernt bei uns im ersten Ausbildungsjahr und bringt eine besondere Geschichte mit: Ricardo stammt aus Venezuela – einem Land, das seit Jahren von vielfältigen Krisen erschüttert wird. Millionen Venezolaner:innen haben deshalb ihre Heimat verlassen – so auch Ricardo, der vor einigen Jahren nach Deutschland und Sachsen kam. Heute lernt bei der Ausbildung zum Verkäufer in der VG Dresden alles von Abrechnung bis Warenpräsentation. Im Interview erzählt er, was er an der Ausbildung in unseren Biomärkten besonders mag und welches venezolanische Produkt er gern in der VG einführen würde.

Ricardo, du kommst ursprünglich aus Venezuela – was hat dich nach Dresden geführt?
Die Lage in Venezuela ist seit Jahren sehr schwierig, deshalb habe ich mich in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für einen Neuanfang in Deutschland entschieden. Meine Schwester lebt schon länger in Deutschland, sie war ein wichtiger Grund für meinen Schritt. Nach Dresden bin ich schließlich wegen meiner Beziehung gekommen. Dresden ist eine schöne Stadt und ich fühle mich hier sehr wohl.
Warum hast du dich für eine Ausbildung im Einzelhandel entschieden – und warum gerade bei der VG?
Ich mag den Kontakt mit Menschen sehr. In Venezuela habe ich Verwaltung studiert und hier wollte ich einen Beruf finden, der den Kontakt mit Menschen mit meinem Wissen aus dem Studium verbindet.
Die VG wurde mir von einem Freund empfohlen, der hier seine Ausbildung gemacht hat. Er hat viel Gutes erzählt – vor allem über das freundliche Team, die netten Kundinnen und Kunden und darüber, dass hier Toleranz und Vielfalt gelebt werden. Anfangs hatte ich etwas Sorge wegen der Sprache, aber ich wurde hier sehr offen aufgenommen. Ich mache aktuell die zweijährige Ausbildung zum Verkäufer. Wenn alles gut läuft, möchte ich danach noch ein Jahr dranhängen und den Abschluss zum Einzelhandelskaufmann machen.
Wie sieht ein typischer Tag in deinem Azubi-Alltag aus bzw. welche Aufgaben übernimmst du im Moment im Markt?
Im Moment arbeite ich oft im Trockensortiment oder im Gemüsebereich. An der Kasse habe ich viel Kontakt mit den Kundinnen und Kunden – das macht mir besonders Spaß. Außerdem räume ich neue Produkte ein und kontrolliere die Haltbarkeitsdaten. Im Gemüsebereich achte ich darauf, dass alles frisch und ordentlich aussieht, fülle Ware auf, sortiere das Gemüse richtig und helfe gern weiter, wenn jemand etwas sucht oder Fragen hat.
Wie unterscheidet sich das Einkaufen von Lebensmitteln in Venezuela und Deutschland?
Aufgrund der Krise, die in Venezuela seit über 20 Jahren anhält, gibt es nur sehr wenige Produkte in den Geschäften. Die Menschen können nicht einfach kaufen, was sie möchten, sondern müssen nehmen, was gerade verfügbar ist. Als ich Kind war, gab es noch eine größere Auswahl. Inzwischen mussten jedoch viele venezolanische Firmen schließen, sodass das Angebot sehr klein ist. Auch Bio-Produkte sind in Venezuela kaum zu finden.
Wenn du eine venezolanische Spezialität im VG-Sortiment einführen dürftest – was wäre das?
Ohne Zweifel: die Arepas! Arepas sind kleine, dicke Fladen aus Maismehl, die man aufschneidet und mit verschiedenen Zutaten füllt – ähnlich wie ein Sandwich. In Venezuela sind Arepas ein Grundnahrungsmittel, sie sind super vielseitig und werden oft zum Frühstück oder Abendessen gegessen. Man kann sie klassisch mit Fleisch, Käse oder Bohnen füllen – aber auch vegan zubereiten.
Was ist dein Lieblingsprodukt hier im Laden?
Mein Lieblingsprodukt in der VG ist definitiv der Kuchen in unserem Bistro! Das Essen dort ist richtig lecker, auch die Suppen mag ich sehr.
Was gefällt dir bisher am meisten an deiner Ausbildung bzw. was macht dir besonders Spaß?
Den Kontakt mit den Kunden und Kundinnen schätze ich besonders. Viele sind Mitglied in der VG, kommen regelmäßig und sind sehr freundlich. Man kennt sich oft gut und die Atmosphäre ist einfach angenehm. Ich finde es schön, mit Menschen ins Gespräch zu kommen – ob an der Kasse oder zwischendurch im Laden. Besonders gefällt mir, dass viele Kundinnen und Kunden die Werte der VG teilen, also Dinge wie Umweltschutz, Regionalität und Bio-Anbau. Außerdem finde ich es toll, dass wir Azubis an spannenden Exkursionen teilnehmen dürfen. Wir besuchen verschiedene Lieferbetriebe und erfahren, wie die Produkte hergestellt werden und wo sie herkommen. Das ist sehr interessant!
Gibt es einen besonderen Moment in deiner Ausbildung, an den du dich gern erinnerst?
Mein erster Arbeitstag war etwas, dass ich nie vergessen werde. Ich war sehr nervös, aber ich war von netten Kolleginnen und Kollegen umgeben. Sie haben mir geholfen, mich sicher und ruhig zu fühlen. Dies war ein ganz besonderer Moment für mich.
Wenn du die VG mit drei Worten beschreiben müsstest – welche wären das?
Vielfalt, Regionalität, Solidarität.
Wir freuen uns, Menschen wie Ricardo auf ihrem Berufsweg zu begleiten zu dürfen! Auch für dieses Jahr suchen wir wieder motivierte Auszubildende. Du hast selbst Interesse an einer Ausbildung im Bio-Einzelhandel oder kennst, jemanden der/die gut zu uns passen würde? Wir freuen uns über deine Nachricht oder Bewerbung an bewerbungen@vg-dresden.de.
