Auenhof: Biogemüse aus regenerativer Landwirtschaft

Frisch, vielfältig, regional: Bio-Genüsse aus Niederlützschera
Ob aromatische Küchenkräuter, duftender Fenchel, frische Gurken oder knackige Radieschen: Wer wissen möchte, wo diese Frische-Genüsse herkommen, muss zum Auenhof nach Niederlützschera. Seit 2000 betreiben Oliver und Katrin Leipacher mit ihrem 10-köpfigen Team hier einen Biobetrieb, der auch unsere Märkte beliefert. Auf den etwa 30 Hektar des Betriebs dreht sich alles um Gemüse und Co.: von der Aussaat und Anzucht von Jungpflanzen für Bio-Landwirt:innen der Region über das Pflegen und die Ernte bis hin zum Bündeln, Waschen, Packen und Ausliefern der frischen Produkte. So gelangen neben Rapsöl aus eigenem Anbau mehr als 40 verschiedene Kräuter und Gemüse in die VG Biomärkte – und das extra knackig: Die Ernte von heute liegt schon am nächsten Tag in unseren Dresdner Regalen.
Klimafreundlicher Anbau: Geschützt, nicht geheizt
Um das Sortiment zu erweitern und die Erntezeit zu verlängern, setzt man in Niederlützschera auf den geschützten Anbau in Gewächshäusern. Doch anders als in vielen konventionellen Betrieben werden die etwa 3000 m² unter Folie auf dem Auenhof nicht energieaufwändig beheizt. Das spart nicht nur Geld, sondern auch wertvolle Ressourcen. Die Entscheidung für diesen nachhaltigeren Anbau fiel 2012. Für Oliver und Katrin war das damals unumgänglich: Die Gewächshäuser der Biogärtnerei waren schlecht isoliert, der Heizaufwand enorm.
» Bei unserem Verbrauch steckte in jeder Bio-Gurke durchschnittlich rund ein Liter Heizöl.«

Für die beiden Biogärtner weder ökonomisch noch ökologisch vertretbar – so blieb die Heizung aus. Dass der Anbau auch ohne zusätzliche Wärme gelingen kann, beweist der Auenhof seither jedes Jahr. So setzt man auf den konsequent saisonalen Anbau von Gemüse: Wärmeliebende Tomaten und Gurken gibt es nur noch in den Sommermonaten. Zudem arbeitet die Biogärtnerei mit besonders vielen kälteverträglichen Kulturen wie Lauchzwiebeln, Kräuter oder Kohlrabi, die im geschützten Anbau fast das gesamte Jahr über gedeihen. Denn selbst bei Dauerfrost werden in den ungeheizten Gewächshäusern tagsüber Temperaturen von bis zu 18 Grad erreicht – vorausgesetzt, die Sonne scheint. Unter den richtigen Wetterbedingungen ist ganzjährige Frische damit auch ohne aufwändiges Heizen möglich: „Diesen Winter waren unsere Gewächshäuser durchgängig frostfrei und wir konnten die ganze Zeit Petersilie ernten“, erzählt Katrin.
Beheizte Gewächshäuser im Bio-Anbau: Noch nachhaltig?Neben der Beleuchtung sorgt vor allem das Heizen von Gewächshäusern für eine schlechte Klimabilanz von Gemüse und Obst – egal ob regional, bio oder konventionell. Das zeigt eine Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, die die Klimabilanzen verschiedener Lebensmittel ermittelte. Dabei schneiden nicht saisonale Erdbeeren und Tomaten aus beheizten Gewächshäusern besonders schlecht ab: Ihr Anbau verursacht etwa 10 mal mehr Treibhausgase als der ihrer saisonalen Kollegen – egal ob aus Deutschland oder Südeuropa. Viele Bio-Anbauverbände wie Bioland, Naturland , GÄA oder Demeter verbieten daher das durchgängige Heizen von Gewächshäusern im Winter und gestatten es nur unter bestimmten Bedingungen oder für bestimmte Bereiche wie die Jungpflanzenanzucht. So schreibt Bioland eine weitergehende Isolation der Gewächshäuser vor; ab 2030 müssen mindestens 80 % der Heizenergie aus regenerativen Energiequellen stammen. Die EU-Bio-Verordnung macht für das Heizen von Gewächshäusern keine Vorgaben. Eine Kennzeichnungspflicht für Erzeugnisse aus beheiztem Gewächshausanbau besteht auch im Bio-Bereich nicht. |
Boden wieder gut machen: Regenerativer Anbau
Grundlage für den Auenhofer Bio-Anbau ist die Regeneration: Den Boden durch bedachten Landbau wieder verbessern – dieses Ziel verfolgen Oliver und Katrin seit 2018 intensiv mit den Methoden der regenerativen Landwirtschaft. Das Hauptziel fasst Oliver kurz zusammen: „Photosynthese, Photosynthese, Photosynthese. Alles andere – reiche Ernte, gesunde Pflanzen, lebendiger Boden – fällt dabei mit ab.“ Neben vielen anderen Maßnahmen setzt er dafür auf eine konsequente Gründüngung mit Hilfe von Zwischen- und Untersaaten, auch in den Gewächshäusern. Hinzu kommen Kompost-Tees und diverse Pflanzenpräparate wie Brennesselbrühe oder Auszüge aus Rainfarn, die der Pflanzenstärkung dienen. Mit Erfolg: „Als wir angefangen haben, waren die Böden eine Katastrophe“, erinnern sich die beiden Biogärtner. Nach über zwei Jahrzehnten regenerativer Landwirtschaft haben sie den Humusgehalt und damit die Wasserspeicherkapazität ihrer Böden deutlich verbessert – ein Plus für die Bodenfruchtbarkeit und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Starkregen-Ereignissen.
Kurz und knapp: Was ist regenerative Landwirtschaft?Anders als andere Anbauformen basiert die regenerative Landwirtschaft nicht auf festen oder rechtlichen Vorgaben, sondern vereint verschiedenste Techniken aus Bio-Anbau, konventionellem Anbau, Permakultur, Agroforstwirtschaft und bio-dynamischem Landbau. Hierzu gehören unter anderem:
Oberstes Ziel ist die Erhöhung der Photosynthese-Leistung, um mehr Sonnenenergie für das ökologische System umzusetzen. Gespeichert wird diese in Form von Wurzelausscheidungen und organischen Verbindungen. Langfristig werden Böden so mit Humus angereichert und verbessert. Damit geht die regenerative Landwirtschaft im Grundansatz über den Gedanken der nachhaltigen Landwirtschaft hinaus: Boden und Ökosystem sollen nicht nur erhalten, sondern wieder aufgebaut werden. Bisher gibt es jedoch keine Kennzeichnung für Produkte aus regenerativem Anbau. |
Mit Verantwortung für eine bessere Landwirtschaft
Auch über den eigenen Ackerrand hinaus haben Katrin und Oliver viel Boden für eine bessere Landwirtschaft gut gemacht: Als Lieferant für Jungpflanzen sichert ihre Biogärtnerei heute die Grundlagen für andere Biobetriebe der Region. Zugleich berät Oliver mit dem Kompetenzzentrum für regenerative Landwirtschaft Mittelsachsen konventionelle wie Bio-Landwirt:innen und trägt die Methoden dieser Anbauform weiter. Und Katrin? Sie engagierte sich ehrenamtlich als Gemeinderätin und stellvertretende Bürgermeisterin Ostraus. Zudem war sie im Verein der Verbrauchergemeinschaft tätig. Überhaupt teilen die Auenhofer Biogärtner mit der VG eine besondere Geschichte, die mit dem Einkauf und der Mitgliedschaft in der noch jungen Gemeinschaft begann: „Wir studierten in Dresden und fanden das Konzept super“, erinnert sich Katrin. Nach der Gründung des eigenen Biobetriebs fanden sie und Oliver mit der VG Dresden den ersten Abnehmer. Fortan lieferten sie ihr regionales Bio-Gemüse an die Genossenschaft und wuchsen mit ihr. Umso mehr schätzen sie die Zusammenarbeit mit der VG und ihren Mitgliedern, wie sie sagen:
»Landwirt:innen und Verbraucher:innen haben eine Verantwortung füreinander.«

"Wir versorgen euch mit gesundem Bio-Gemüse, ihr nehmt es von uns ab. Es ist immer eine bewusste Entscheidung: Wo kaufe ich meine Lebensmittel?“ Für Katrin und Oliver ist ihre Antwort klar: „Wann immer wir in Dresden sind, kaufen wir in der VG ein“, sagen sie. Und fügen hinzu: „Wir sind noch immer Mitglieder in der Genossenschaft.“