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Von der Welt in die Region: Die Geschichte der Hofkäserei Schönborn

Ob Raclette-Käse, Cheddar oder Gouda: In der Hofkäserei Schönborn fertigt Norman Oehmichen seit 2016 feinste Bio-Käse – mit und in der Region. Doch bei aller Regionalität: Die Bio-Käserei im Dresdner Norden war für den Molkerei-Meister das Ziel einer weiten Reise um die Welt. Auf welchen Wegen er schließlich hierher kam und warum Frankreich näher an Schönborn liegt, als man meint, erfahrt in unserem Portrait.
Mitarbeiter der Hofkäserei Schönborn zeigt Arbeitsgerät zur Käseherstellung

Wer Käse-Genuss aus der Region sucht, wird bei Norman Oehmichen fündig. Im äußersten Nordosten Dresdens fertigen der Käsemeister und sein 4-köpfiges Team in der Hofkäserei Schönborn neben Joghurt, Quark und Buttermilch schmackhafte Käse aus Kuh- und Ziegenmilch. „Wir machen eigentlich alles – außer Mozzarella. Weil ich den persönlich gar nicht mag“, fasst Norman das Sortiment seiner Handwerkskäserei zusammen. Neben diversen Sorten Frisch- und Weichkäse mit Rotschmiere entstehen hier unterschiedliche Schnittkäse, darunter Gouda, Tilsiter und anspruchsvollere Hartkäse wie Cheddar, Raclette-Käse oder Bergkäse. Im Monat verarbeitet Normans kleine Bio-Käserei so rund 100.000 Liter gute Bio-Milch, die von regionalen Partnern wie dem Hof Mahlitzsch, der Agrargenossenschaft Großdrebnitz und einigen kleineren Produzent:innen stammt. Als regelmäßiger Abnehmer unterstützt die Hofkäserei so auch die Bio-Milchbetriebe in unserer Nähe.

Mit Käse einmal um die Welt

Bio-Käse aus der Region, für die Region also. Doch trotz aller Regionalität: Die Wurzeln der Bio-Käserei von Norman Oehmichen sind internationaler, als man denken mag. Denn die Leidenschaft für guten Käse führte ihn zunächst in die weite Welt. Mit der fertigen Ausbildung als Landwirt im Gepäck reiste er nach Südafrika, wo er das Handwerk der Käserei erlernte. Nach seinem erfolgreichen Abschluss trieb ihn die Neugier bald weiter – auf eine Ziegenfarm in Irland. Während der folgenden sieben Jahre entdeckte er hier die Feinheiten der Ziegenkäse-Herstellung, machte einen Abschluss als „Farmhouse Cheesemaker“. Nicht nur das: Mit Franziska lernte er hier auch seine heutige Frau kennen. Doch der Entdeckerdrang zog ihn erneut in die Ferne, diesmal nach Queensland, Australien. Dort vertiefte er sich in die Herstellung von Tilsiter und Büffelmozzarella, bevor ihn zu guter Letzt das Heimweh packte. Nach mehr als 10 Jahren im Ausland und der Arbeit auf verschiedensten Betrieben kehrte er zurück nach Deutschland, um hier den Traum seiner eigenen Käserei zu verwirklichen. „Ich habe immer unter verschiedenen Chefs gearbeitet und für mich war es schon immer ein Bedürfnis etwas Eigenes zu haben“, sagt Norman heute rückblickend.


Norman Oehmichen in Irland, Südafrika und Australien

Der Weg zur eigenen Bio-Käserei

Die Ausbildung zum Molkereimeister in Deutschlands größter Bio-Molkerei in Münchehofe war eine der letzten Etappen seines Weges nach Schönborn. Schließlich war es dann soweit: Als fertiger Meister zog er in das Dorf nördlich von Langebrück zu seiner Frau Franziska und begann mit vielen Freunden auf dem Dreiseithof ihrer Familie den Ausbau seiner Käserei. In die ehemaligen Stallungen des Hofes zogen Käsekessel, der Kartoffelkeller wurde zum Reiferaum umgebaut. Die Entscheidung für Bio-Käse stand dabei schon lange fest: „Bio war mir immer das wichtigste“, formuliert es Norman. Dabei gehe es ihm nicht allein um Zusätze wie Lysozym, die für Bio-Käse nicht erlaubt sind. Entscheidend seien für ihn die Kreisläufe auf dem Hof sowie die besseren Haltungsbedingungen der Tiere. Die Zusammenarbeit mit der VG Dresden stand daher auch am Beginn der Hofkäserei Schönborn, sagt der Molkereimeister:

» Es war das erste, dass ich mir die VG mit ins Boot hole. «

Norman Oehmichen

 


Die Hofkäserei Schönborn heute

Heute beliefert der Bio-Betrieb von Norman Oehmichen nicht nur den eigenen Hofladen und die VG Biomärkte mit feinsten Käse-Kreationen, sondern auch diverse Restaurants und Wochenmärkte im Dresdner Stadtgebiet. Dafür sind die Abläufe in der Bio-Käserei gut durchgeplant: Montags wird die Milch von regionalen Bio-Betrieben abgeholt, Dienstags wird in der Regel gekäst. Dafür stehen Norman und sein Team aus zwei Halbtagsangestellten und 2 FÖJler:innen dann auch 12 Stunden an den Käsekesseln. Länger reifende Hartkäse wie Cheddar und Raclette-Käse, für die vorzugsweise Heumilch verwendet wird, setzen er und seine Mitarbeitenden ab April und Mai an. Im Reiferaum lagern die Laibe dann 3-6 Monate bei 12-14 Grad und 90-95% Luftfeuchte. Bis zum Verkauf der Käse im Herbst und Winter entwickeln sie so ihren charakteristischen, vollmundigen Geschmack.

geschnittene Käsestücke mit beschrifteten Schildern

Angekommen: Die Käse-Welt in Schönborn

Nach bald 10 Jahren in Schönborn scheint Norman mit seiner Bio-Käserei also am Ziel zu sein. „Es entwickelt sich jetzt langsam, auch wenn die Lage derzeit nicht einfach ist“, sagt er und fügt hinzu: „Aber man wird dann erfinderisch.“ So installierte er eine Photovoltaikanlage und ein Windrad auf dem Schönborner Hof. Rund die Hälfte des Stromverbrauches der Bio-Käserei wird mit deren Hilfe gedeckt.

Und die weite Welt? Die kommt mittlerweile nach Schönborn – mit französischen FÖJler:innen, die jeweils gemeinsam mit deutschen Teilnehmenden des Freiwilligen Ökologischen Jahres auf dem Hof arbeiten und leben. Die positiven Erfahrungen und Kenntnisse aus seinen eigenen Auslandsaufenthalten weitergeben, das Lernen vor Ort ermöglichen: Auch dafür arbeitet der ehemalige Weltreisende – doch nun von daheim.

Das Team der Hofkäserei Schönborn sitzt mit Käselaiben auf einer Bank

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